Bei schönstem Sonnenschein hat der Senior-Unteroffizier der Compagnie 1861 dem Sicherheitschef des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte versprochen, wenn zu Beginn des Umzugs eine Salve geschossen würde, gäbe es jeweils schönes Wetter. 

Am Sechseläutenmontagmittag hingen dann aber schwere Wolken über Zürich und die Uniformen waren feucht vom Regen. Die Urner Gotthardtruppe weigerte sich tapfer, durchsichtige Plastikpelerinchen über die blauen Waffenröcke zu stülpen und markierte Zuversicht.

Die erste Salve über die Limmat knatterte wie Rottenfeuer und es regnete weiter. Die zweite Salve gelang deutlich besser. Sie markierte den Aufbruch zum Umzug. Der Regen liess nach und auf halbem Weg in der Bahnhofstrasse drang die Sonne durch. Nun wurden die Uniformen nass vom Schweiss.

Uri war dieses Jahr Gastkanton am Zürcher Sechseläuten. Wie vor 22 Jahren, als die Urner das erste Mal dabei waren, wurde im Zug der Zünfte auch an die legendären «Gotthardmanöver» von 1861 erinnert. Diesmal war es die Offiziersgesellschaft Uri, die das militärische Sujet präsentierte. Seit 2019 hatte man sich auf diesen Einsatz vorbereitet. Die Equipierung mit der alten eidg Ord 1861 und den Drill nach dem Infanteriereglement von 1858 erhielten die im Tösstal, im neuen Vereinszentrum des UOV Uster. «Wir haben den Wechsel vom Zeughaus Uster an den neuen Standort geschafft», erklärt der Kdt der Cp 1861. «Das Sechseläuten ist nun der erste Einsatz, der auf der neuen Infrastruktur basiert.» 

Am 25. April 2022 hat der Böögg seinen Kopf nach 37 Minuten mit viel Petardenkrach verloren. Im Umzug wurde das militärhistorische Sujet reich mit Applaus belohnt und ausgiebig fotografiert. Fahnen, Blumen, strahlende Gesichter, fröhliche Zurufe – rundum gute Stimmung. Das Sechseläuten 2022 ist Geschichte. Es bleibt als schöner, gelungener Anlass in Erinnerung.

GotthardmanöverIm August 1861 führte die juge Schweizer Armee Gebirgsmanöver im Gotthardgebiet durch. Es ging darum, dem Ausland zu zeigen, dass unsere aus dem Stand mobilisierte Miliz in der Lage ist, die Alpenpässe gegen jeden Angreifer zu verteidigen. Einen Krieg, wie ihn die Schweiz 1799 mit der französischen Besetzung und Suworows Feldzug erlebt hatten, soll es nie mehr geben können. Die grossangelegte Truppenübung war eine Demonstration gegen französische und italienische Annexionsgelüste. Der eben erst gegründete Italienische Nationalstaat machte Ansprüche geltend auf Simplon, Gotthard, Lukmanier und Splügen. Mit Frankreich unter Napoleon III gab es Streit um die savoyischen Gebiete auf der Südseite des Genfersees. Die Manöver verliefen erfolgreich.

Wm A. Streiff
Präsident UOV Uster

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