Am Sonntag, 23. Oktober, kehren die Ausbildner der ASSO Waadt in den Dienst im ehemaligen Zeughaus von Lavey (VD) zurück. Die Gesichtszüge zeugen von Müdigkeit, denn alle Teilnehmer kommen gerade von einer Übung, die während des ganzen Wochenendes durchgeführt wurde. Trotz des akuten Schlafmangels, ist die Stimmung vor der dritten Teilnahme an der Abschlussübung „HONGRINO“ der Inf Schule 2 ungetrübt.
Ein erstes Briefing wird von Stabsadj Robin geleitet, der während zweier Tage der rote Chef sein wird. Erneut darf die ASSO eine Terrorzelle spielen, die sich im Sektor Chablais aufbaut, um feindliche Aktionen gegen das Land durchzuführen. Wir erhalten einen genauen Aktionskatalog mit dem Szenario, dem geforderten Intensitätsgrad und der erwarteten Reaktion der Truppe.
Die Packungen werden für ein 48-stündiges Biwak auf dem Dachboden des Zeughauses deponiert. In weiser Voraussicht erhält Wm Mermod (C Ausbildung der ASSO Waadt und grosser Schnarcher) ein Schlafplatz, rund 15 Meter vom Rest des Detachements entfernt zugewiesen… Die Kaffeemaschine wird angeworfen, denn wir wissen, dass der Schlaf rar und der Kaffeeverbrauch hoch sein wird.
Das Detachement trifft sich im KP, um die Einsätze zu planen und die Rollen zu verteilen. Die „Verwandlung“ der Mitglieder beginnt mit dem Wechsel von TAZ zu paramilitärischer Kleidung, dem Sammeln der besonderen Identitätskarten und den Übungsleitungsdokumenten. Letztere ermöglichen es, allfällige Probleme mit der zivilen Polizei zu vermeiden. Ein Zusammentreffen der zwar gespielten Querulanten und der realen zivilen Polizei könnte sonst eher unerfreulich verlaufen.
In einer ersten Phase werden Flugblätter in der Umgebung des Zeughauses von Aigle. Dort situiert ist der Kommandoposten der an der Übung beteiligten blauen Einheiten. Die Wache macht ihre Sache gut und drei der gespielten Zivilisten werden festgenommen. Allerdings ist es auch nicht schwierig, in einer so kleinen Stadt, Aktionen nach. 2300 zu bemerken.
Gegen 0700 in der Früh dann die zweite Phase: Unsere Terroristen fangen einen Lastwagen mit Panzerabwehrwaffen und Munition ab und plündern ihn. Der Fahrer hat Pech; die Aufklärungsgruppe, die beobachten und Alarm schlagen sollte, überwacht nicht den richtigen Sektor. In der Folge bleibt der Fahrer über zwei Stunden lang gefesselt und geknebelt in seinem Fahrzeug liegen.
Auf diese beiden Aktionen folgen weitere, bei denen die ASSO-Zivilisten einen Funkmast infiltrieren, an einem Checkpoint kontrolliert und festgenommen werden und einen unfreiwilligen Zeugen ihrer Untaten zu Tode prügeln. Die Teilnehmer der ASSO gehen in ihrer Rolle voll auf und vervielfachen ihre Aktionen sogar, um die Gruppe von Aufklärern, die den Kommandoposten der „Terroristen“ überwachen, auf Trab zu halten. Da unser roter Anführer sogar eine Website für die „Terrorgruppe“ organisiert hat, kämpfen wir auch mithilfe der sozialen Medien und nehmen eine Videoerklärung auf, die durchaus echt wirkte.
Die Endphase am Dienstagmorgen wird mit der Einnahme des „terroristischen“ Kommandopostens eingeläutet. Gedeckt von den 8×8-Panzern und den GMTF dringt ein kompletter Zug in das zuvor von uns verstärkte Gebäude ein. Dies gestaltet sich aufgrund der grossen Anzahl an Räumen und der komplizierten Treppenhäusern, äusserst schwierig. Durch das reichlich verwendete künstliche Blut, wie es auch in Filmen verwendet wird, wirkten die Behandlung der Verwundeten und ihre Evakuierung besonders reell. Die ASSO-Zivilisten setzen ihre Fähigkeiten ein, um der Truppe zu helfen, die Situation zu erfassen und die notwendigen Entscheidungen herbeizuführen. Wenn die Reaktion dem entspricht, was erwartet wird, werden unsere Männer neutralisiert. Ansonsten leisten sie noch etwas Widerstand, um die Angriffselemente neu zu fokussieren.
Schliesslich ist das Gebäude kurz vor 10 Uhr vollständig gesäubert und die Truppe be-schlagnahmt die Dokumente, die den weiteren Übungsverlauf offenbaren. Der Beitrag der ASSO VD endet hier und wir können mit dem Erstellen des Materials und der Einrichtungen beginnen.
Die Lessons learned sind auf beiden Seiten vorhanden:
- Die Truppe beherrscht die Technik ihrer Aufgaben gut, vor allem in Anbetracht der Ausbildungszeit, die ihr zur Verfügung stand.
- Die Anwendung in einem taktischen Kontext gegen unbekannte und kreative Gegner ermöglicht die Einführung der Begriffe Aggressivität und Verhältnis-mässigkeit.
- Die Ausrüstung entspricht den Anforderungen der Mission. Nachtsichtgeräte, Funk- und Panzerbeobachtungsgeräte können, wenn sie richtig eingesetzt werden, einen Vorteil gegenüber Gegnern bringen, die nicht über diese Mittel verfügen.
- Heutzutage wird der Kampf auch durch Information und Manipulation der Medien geführt. Wir stellen fest, dass die Informationen zwar gut in die Medien gelangen, aber weniger Schnell von der Umgebung wahrgenommen werden. Dadurch wird die Nutzung vor Ort komplexer.
Ein großes Dankeschön geht an die Inf S 2, die der ASSO VD die Gelegenheit gibt, ihre Kompetenzen zugunsten der Ausbildung unserer Soldaten einzubringen und die Themen, die im Rahmen der außerdienstlichen Aktivitäten behandeln werden sollten, genau zu erfassen. Wir sind überzeugt, dass dies eine Zusammenarbeit ist, von welcher beide Seiten profitieren und die hoffentlich auch in Zukunft fortgesetzt werden wird.
Wm C. Croset
UOV VD
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